Viele Frauen werden vom Partner oder Ex-Partner mit Spionagesoftware ausgespäht. Sie erkennt, an welchen Orten sich eine Person aufhält und wie sich sich in ihrer Umgebung bewegt. Sie zeichnet Telefongespräche, SMS-Nachrichten, Internetrecherchen und Passwörter auf. Nahezu jede Handlung lässt sich mit ihr nachverfolgen. Spionagesoftware ist längst nicht mehr nur ein Werkzeug für Geheimdienste. App-Stores bieten vielfältige Spysoftware seit einiger Zeit auch für Privatnutzer an. Die meisten Käufer sind männlich und viele nutzen diese Werkzeuge um ihre Partnerin oder Ex-Partnerin auszuspionieren. Sicherheitsforscher wollen verstärkt gegen solche Spionagewerkzeuge vorgehen.
Ich weiß etwas, dass du nicht weißt
Die meisten Überwachungssoftwares verstecken sich unsichtbar auf dem Mobiltelefon. Sie sind damit nur mit entsprechendem Expertenwissen auffindbar. Über Hundert Spionage-Anwendungen sind in App-Stores oder im Internet erhältlich. Einige Apps sollen eigentlich die Sicherheit von Kindern erhöhen oder vor Diebstahl schützen, werden jedoch zur Überwachung des Partners oder der Partnerin eingesetzt. Bei anderen Anwendungen handelt es sich explizit um Überwachungs-Instrumente. Mehr als Tausend deutsche Bürger nutzen beispielsweise die Spyware FlexiSpy. Achtzig Prozent von ihnen sind männlich.
Durch Schwachstellen bei Spionagesoftware-Anbietern konnten haufenweise Nutzer ausfindig gemacht werden, welche die Telefonate, Messages, Fotos und Browserverläufe ihrer Partner oder Ex-Partner aufzeichnen. Auch Beratungsstellen, wie der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) müssen sich vermehrt mit solchen Fällen befassen. Viele Opfer von Stalking und häuslicher Gewalt werden zudem zunehmend mittels Spionagesoftware überwacht.
Das Handy wird zum Spion
Innerhalb von Sekunden können Spionage-Apps auf dem Mobiltelefon installiert werden. Besonders wenn ein direkter Zugang zum Handy der Zielperson gegeben ist. Eine Installation ist aber auch möglich, wenn sich die Täter oder die Täterin außerhalb physischer Reichweite zum Gerät befindet. Hierfür wird dem Opfer ein Link geschickt, welcher beim Anklicken die Software herunterlädt. Bei Anbietern von Spionage-Software können auch bereits präparierte Mobiltelefone erworben werden.
Die Überwachung findet in vielen Fällen auch über die Handys gemeinsamer Kinder statt. Frauenhäuser wissen von Fällen zu berichten, bei denen Ex-Partner ihr Recht auf Umgang mit den Kindern für solche Zwecke ausnutzen. Sie schenken den Kindern Smartphones mit entsprechender Software oder installieren diese während Besuchen. Die Befürchtung vor einer kontinuierlichen Überwachung bedeutet für die Betroffenen eine enorme psychische Belastung. Das Wissen der Täter erhöht zudem die Gefahr für physische oder sexuelle Gewalt.
Spionagesoftware sichtbar machen
Für das Aufdecken von Überwachungssoftware braucht es Experten. Betroffene verfügen in der Regel weder über das notwendige Fachwissen, noch haben sie die Mittel, um ihre Geräte von Fachleuten untersuchen zu lassen. Hier sind die Sicherheitsforscher gefragt. Diese setzen sich beispielsweise für ein besseres Warnsystem ein. Antiviren-Softwares sollen in Zukunft auch auf unsichtbare Anwendungen hinweisen. Sie versuchen zudem die Sicherheitsunternehmen zum Umdenken zu bewegen. Viele Sicherheitsunternehmen stufen Überwachungs-Apps als problemlos ein, da sie auch für legitime Ziele eingesetzt werden können.
Bestehende Gesetze nutzen
Die Sicherheitsforscher sehen zudem enorme Defizite in der Anwendung entsprechender Gesetze. Ihrer Meinung nach sind Juristen im Kontext von Überwachungssoftware zu zurückhaltend. Zu wenig Rechtsanwälte zeigen Interesse an der Anwendung vorhandener Gesetze.
Sind Sie Opfer von privaten Überwachungsaktionen geworden? Haben Sie in Ihrem näheren Umfeld mit Spionagesoftware zu tun? Möchten Sie noch weitere Informationen zur Rechtslage erhalten? Als Rechtsanwalt für Familienrecht unterstütze ich Sie gerne durch Beratung oder juristische Vertretung.
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